Dieser Artikel ist Teil unserer Zeitung zur Kommunalwahl 2025.
Autor*in: Anwohner*innen aus der Nordstadt
Was machen die da eigentlich? – Diese Frage hört man häufig, wenn man über Baustellen in der Stadt spricht. Je größer die Baustelle, je tiefgreifender die Veränderung im Viertel, desto mehr schwingt auch der Vorwurf mit: Was machen die mit meinem Viertel, ohne mich zu fragen, obwohl ich hier wohne? Und die? Wer sind die eigentlich?
Dortmund verändert sich. Besonders die Nordstadt wird gerade an allen Ecken umgebaut – vom Karlsquartier auf der Fläche der ehemaligen Westfalenhütte über das Nordbad bis zum neuen Hafenquartier an der Speicherstraße.
Auch wenn die Projekte meist von profitorientierten Investor*innen initiiert und Bauarbeiten von privatwirtschaftlichen Unternehmen durchgeführt werden, kommt kein größeres Projekt an der Verwaltung und der Politik vorbei. So wurde der Umbau des Hafens, bekannt unter dem Marketingnamen ‚Hafenquartier Speicherstraße‘, direkt vom Rat der Stadt angestoßen. Einige Ratsmitglieder sahen hier teilweise eine Chance, unsere Stadt in Hochglanzbroschüren auf Immobilienmessen zu präsentieren. Einige Lagerhäuser wurden bereits zu Bürogebäuden umgewandelt. Weitere Neubauten mit Büros und Gastronomieflächen sind geplant . Einer Stadtteilinitative ist zu verdanken, dass hier die Wirtschaftsförderung nicht als Schwanz mit dem Stadtrat als Hund wedeln konnte und es zumindest der Slogan ‚Hafen für alle‘ in die Planungen geschafft hat. Eine der Hauptforderungen der Initiative, das Projekt zum Anlass zu nehmen, um den Mietenwahnsinn im umliegenden Viertel anzugehen, stieß bei allen Parteien rechts der Grünen auf taube Ohren, ja sogar auf Spott.
Das geplante Karlsquartier am Borsigplatz hat, weil es sich um ein Wohn- und kein Gewerbequartier handelt, einen direkteren Zusammenhang mit dem Problem der hohen Mieten. Hier werden in aufgelockerter Bauweise 800 neue Wohnungen, eine Grundschule, eine Kita, Supermärkte und Cafés entstehen. Die Entscheidung darüber, wer hier Wohnungen bauen darf (Miethaie wie Vonovia? Genossenschaften? Dogewo?) ist genauso eine politische wie die, lediglich jede vierte Wohnung durch eine Mietpreisbindung mittelfristig bezahlbar zu halten.
Die Kosten für die Dortmunder*innen niedrig zu halten, ist für keines dieser beiden Projekte zentral. Niedrige Kosten waren den tonangebenden Ratsmitgliedern allerdings sehr wichtig, als jahrzehntelang kein Geld da war, um das Nordbad instand zu halten und irgendwann zu sanieren. Jetzt ist es so marode, dass ein Neubau nicht teurer ist. Statt den für das Viertel sehr günstigen und auch mit der Stadtbahn gut angebundenen Standort zu erhalten, hat der Rat kürzlich einen Neubau auf dem Sportplatz eines Nordstadt-Fußballvereins beschlossen und das Bad damit aus der Mitte des Viertels an den Rand gelegt. Dieser Vorschlag der Verwaltung war übrigens von SPD, CDU und AFD beschlossen, während die Bezirksvertretung Nord, die die direkten Auswirkungen spüren wird, ihn abgelehnt hatte, Vor 2030 ist mit der Eröffnung des Neubaus nicht zu rechnen; Kinder der Nordstadt müssen weite Wege auf sich nehmen, um schwimmen zu lernen.
Diese Prioritäten sind kein Zufall: Die Parteien sind überwiegend sehr transparent, für wen sie Politik machen. Die Kommunalwahl ist eine Chance, Menschen in den Rat zu wählen, die sich für die Menschen der Nordstadt einsetzen, nicht für Parteispender*innen und die Immobilienwirtschaft. Damit wir nicht mehr fragen müssen: „Was machen die da?“, sondern damit wir sagen können: “Hier geht es voran!“ und uns dabei sicher sein können, das niemand auf der Strecke bleibt.