Dieser Artikel ist Teil unserer Zeitung zur Kommunalwahl 2025.
Autor*in: Fridays for Future Dortmund
In Dortmund gingen erstmals am 18. Januar 2019 Menschen als Fridays for Future auf die Straße. Woche für Woche wuchs die Zahl der Teilnehmenden. Im März 2019 fand der erste globale Klimastreik statt. Auch danach wurden unsere wöchentlichen Demos immer größer. Am 24. Mai 2019 – kurz vor der Europawahl – folgte der zweite globale Klimastreik. Ein besonderer Höhepunkt war der Sommerkongress von Fridays for Future Deutschland im August 2019 in Dortmund. Rund 1500 Klimaaktivist*innen aus dem ganzen Bundesgebiet kamen in den Revierpark Wischlingen, um sich zu vernetzen, weiterzubilden und Perspektiven zu entwickeln. Am 20. September 2019, dem dritten internationalen Klimastreik, demonstrierten wir mit 12.000 Menschen in der Dortmunder Innenstadt.
Für den 24. März 2020 war der fünfte Globale Klimastreik geplant, doch der erste Corona-Lockdown machte ihn unmöglich. Auch wir mussten überlegen, wie es weitergehen kann. Eine digitale Phase begann: Online-Plena statt persönlicher Treffen, Online-Demos, Social-Media-Kampagnen und kontaktarme Protestformen prägten unseren Aktivismus. Nach und nach fanden aber auch wieder physische Aktionen statt. Die Dringlichkeit der Klimakrise blieb oder wurde sogar noch größer.
Ein zentrales Thema war im Mai 2020 die Inbetriebnahme des Steinkohlekraftwerks Datteln IV. Während über den Kohleausstieg verhandelt wurde, ging ein neues fossiles Großkraftwerk ans Netz – aus unserer Sicht ein klimapolitischer Skandal. Wir beteiligten uns intensiv an den Protesten gegen Datteln IV, etwa durch koordinierte Anreisen und mehrere Fahrraddemos von Dortmund nach Datteln.
Im September 2020 fanden die Kommunalwahlen in NRW statt. Auch wir brachten unsere Forderungen in den Wahlkampf ein. Dazu gehörten unter anderem die Einführung eines 365-Euro- Tickets für den ÖPNV, um klimafreundliche Mobilität für alle bezahlbar zu machen, sowie die Schaffung eines Sozial-Ökologischen Zentrums.
Ein wichtiges Anliegen war in den letzten Jahren unsere Beteiligung an der #WirFahrenZusammen- Kampagne, einer bundesweiten Kooperation von Fridays for Future mit der Gewerkschaft ver.di. Gemeinsam mit Beschäftigten im öffentlichen Nahverkehr haben wir mehrfach gestreikt und demonstriert. Für uns ist klar: Eine echte Verkehrswende muss sozial gerecht und klimafreundlich sein. Sie braucht nicht nur mehr Busse und Bahnen, sondern auch gute Arbeitsbedingungen für die Menschen, die sie fahren. Wenn Fahrer*innen unterbesetzt, überlastet und schlecht bezahlt sind, leidet auch die Qualität des Nahverkehrs.
Als Anfang 2023 die Räumung von Lützerath bevorstand, war für uns klar: Wir werden nicht schweigen, wenn für fossile Profite ein weiteres Dorf dem Braunkohleabbau geopfert wird. Im Dezember 2022 und Januar 2023 organisierten wir in Dortmund mehrere Demos und Kundgebungen, um unsere Solidarität mit den Aktivist*innen vor Ort zu zeigen und den politischen Druck lokal zu erhöhen. Lützerath wurde für uns zum Symbol dafür, wie stark die Politik noch immer Konzerninteressen wie denen von RWE folgt – und wie weit wir vom 1,5-Grad-Ziel entfernt sind. Gemeinsam mit vielen anderen haben wir deutlich gemacht: Wer Dörfer abreißt, zerstört nicht nur Lebensraum, sondern auch Vertrauen in die Klimapolitik. Unsere Aktionen waren Teil einer bundesweiten Mobilisierung, die zeigte: Die Klimabewegung schaut nicht weg, sondern handelt auch in schwierigen Zeiten entschlossen.
Im September 2023, einen Tag vor unserem Großstreik, veröffentlichte die Stadt Dortmund als Reaktion auf eine Anfrage von uns ein Gutachten zum Handlungsprogramm Klima-Luft 2030. Die Ergebnisse waren ernüchternd: Das Ziel der Klimaneutralität bis 2035 wird deutlich verfehlt, wenn nicht grundlegend umgesteuert wird. Für uns war klar: Wir brauchen endlich eine konsequente Umsetzung lokaler Klimaschutzmaßnahmen. Doch in der Verwaltung fehlen Personal und Budget, um bestehende Pläne umzusetzen oder neue Maßnahmen zu starten. Deshalb forderten und fordern wir, dass Klimaschutz zur Priorität im städtischen Haushalt wird. Ein konkreter Schritt wäre der Verkauf der zahlreichen RWE-Aktien, die Dortmund weiterhin hält. Mit den Erlösen könnten kurzfristig Klimaschutzprojekte finanziert werden. Auch Gelder aus dem Verkauf der städtischen STEAG-Beteiligung müssen in die sozial-ökologische Transformation fließen. Wer Klimaneutralität will, muss bereit sein, entsprechend zu handeln.
Ein Highlight war unsere Fahrraddemo im Juni 2025 durch den Tunnel Wambel. Dieser Tunnel, Teil einer Kraftfahrstraße im Dortmunder Osten, war schon früher Ziel von Demos, doch diesmal untersagte die Polizei die Route mit Verweis auf Sicherheitsbedenken. Das wollten wir nicht akzeptieren: Für uns ist der Tunnel ein Symbol autozentrierter Verkehrspolitik, die wir überwinden wollen. Wir klagten vor dem Verwaltungsgericht Gelsenkirchen und verloren zunächst. Doch vor dem Oberverwaltungsgericht Münster bekamen wir Recht. Das Gericht erkannte an, dass das Demonstrationsrecht auch an ungewöhnlichen Orten gilt. Als wir schließlich mit Hunderten Radfahrenden durch den Tunnel fuhren, war das ein starkes Zeichen für die Verkehrswende – und ein wichtiger Erfolg für das Recht auf Protest im öffentlichen Raum.
Klimaschutz muss endlich auch auf kommunaler Ebene Priorität bekommen. Zur Kommunalwahl 2025 fordern wir deshalb: Mehr Investitionen in den Ausbau des Fernwärmenetzes in Dortmund. Dies geht nur mit Unterstützung durch das Land und den Bund. Das Ziel der Klimaneutralität bis pätestens 2035 darf nicht nur auf dem Papier stehen, sondern muss konkret und überprüfbar umgesetzt werden. Neue Straßenprojekte wie die Nordspange, die nur mehr Autoverkehr erzeugen, lehnen wir entschieden ab. Stattdessen setzen wir uns für sichere, durchgängige Fahrradwege und eine echte Verkehrswende ein.