Dieser Artikel ist Teil unserer Zeitung zur Kommunalwahl 2025.
Autor*in: Seebrücke Bochum
Während sich in Deutschland und Europa ein immer deutlicherer Rechtsruck abzeichnet, sterben weiterhin täglich Menschen beim Versuch, über das Mittelmeer in Sicherheit zu gelangen. Sie ertrinken – weil Europa sie ertrinken lässt. An den EU-Außengrenzen werden fliehende Menschen unter menschenunwürdigen Bedingungen festgehalten, in unfairen Schnellverfahren abgefertigt oder völkerrechtswidrig zurück über Grenzen oder ins Meer gedrängt. In Deutschland wählt inzwischen jede fünfte Person eine rechtsextreme Partei – und selbst demokratische Kräfte passen sich diesem Klima an. Medien und Politik liefern sich einen Überbietungswettbewerb in Härte und Abschottung.
Die Seebrücke Bochum stellt sich dieser Entwicklung entschieden entgegen. Als Teil einer bundesweiten Bewegung setzen wir uns für eine solidarische und menschenrechtsbasierte Flucht- und Migrationspolitik ein.
Angesichts der globalen Ungleichheiten und der politischen Realität kämpfen wir derzeit dafür, dass niemand auf der Flucht in eine sichere Zukunft sein Leben verlieren muss. Dass Menschenrechte nicht an Grenzen enden. Und dass nicht der Geburtsort darüber entscheidet, wo ein Mensch leben darf. Asylrecht ist Menschenrecht.
Unsere Arbeit – lokal verankert, international solidarisch
Die Seebrücke Bochum entstand 2018, als das Seenotrettungsschiff „Lifeline“ mit über 230 Geretteten tagelang auf dem Mittelmeer blockiert wurde. Das offensichtliche Unrecht rief damals bundesweit Menschen auf die Straße. In Bochum bildete sich ein Bündnis aus über 100 Gruppen – daraus ging die Seebrücke Bochum hervor.
Seitdem sind wir aktiv: Wir organisieren Mahnwachen, Demos und Kundgebungen gegen neue Asylrechtsverschärfungen. Wir klären bei Infoständen über die Lage an den Außengrenzen auf, veranstalten Ausstellungen, Filmabende, Diskussionen und Workshops. Wir protestieren gegen die Kriminalisierung der zivilen Seenotrettung. Und wir arbeiten daran, gesellschaftliche Mehrheiten für globale Bewegungsfreiheit und gleiche Rechte für alle zu gewinnen – auch wenn ein offenes Europa der Solidarität nicht morgen Realität wird.
Warum unser Engagement jetzt besonders wichtig ist
Die Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS) bedeutet nichts anderes als die faktische Abschaffung des individuellen Asylrechts in Europa. Die geplante Inhaftierung Schutzsuchender an den Außengrenzen, die Einschränkungen beim Familiennachzug und die geplanten Pushbacks an der deutschen Grenze verstoßen gegen Menschenrechte und geltendes Recht. Auch das sogenannte „Sicherheitspaket“ bringt keine Sicherheit, sondern Entrechtung und Gewalt. Gleichzeitig bleiben zentrale soziale Fragen – wie Wohnungsknappheit oder soziale Spaltung – ungelöst. Die Abschottungspolitik dient als Ablenkung, nicht als Lösung.
Dagegen braucht es eine laute und organisierte Zivilgesellschaft. Es braucht Menschen, die gemeinsam handeln, sich gegenseitig stärken und konkrete Utopien verteidigen – gegen den gesellschaftlichen Rechtsruck und gegen die Normalisierung der Menschenfeindlichkeit. Die Seebrücke ist ein Teil dieser Bewegung – in Bochum, im Ruhrgebiet und darüber hinaus.
Mach mit!
Wer sich gegen den Rechtsruck und für eine solidarische Gesellschaft engagieren will, ist bei uns willkommen. Wir treffen uns jeden zweiten Donnerstag im Monat im Botopia (Griesenbruchstraße 9, Bochum). Ob Mahnwachen, politische Arbeit, kreative Aktionen oder Öffentlichkeitsarbeit – wir freuen uns über neue Gesichter und Ideen.